Übersetzer:innenpreis der Stadt Wien

Veröffentlicht am 2. Januar 2023 um 20:22

Jetzt ist es offiziell: Kurz vor Ende des Jahres habe ich erfahren, dass ich für meine neue Übersetzungsprobe aus dem Buch Jaguarman von Raoul de Jong den Übersetzer:innenpreis der Stadt Wien 2022 gewonnen habe. Ich freue mich riesig und hoffe, dass mir dieser Preis dabei helfen wird, endlich einen deutschsprachigen Verlag für dieses faszinierende Buch zu finden.

Aus der Inhaltsbeschreibung:

Im Alter von 31 Jahren geht Raoul de Jong für drei Monate nach Südamerika, um einem Fluch auf die Spur zu kommen, der seit Generationen auf seiner Familie lasten soll: Ein Vorfahre aus dem Amazonas-Regenwald soll mit dunklen Mächten im Bunde gestanden und die Fähigkeit besessen haben, sich in einen Jaguar zu verwandeln. De Jong zweifelt an den bösen Absichten des Jaguarmannes und macht sich auf die Suche nach Menschen, die ihm mehr über die Kraft des Jaguars erzählen können.


Im Gespräch mit Bewohnern des Regenwaldes, Naturschützern, Archäologinnen, Priesterinnen, Historikern und Literaten lernt er, dass die Kraft des Jaguars auf dem ganzen amerikanischen Kontinent und darüber hinaus überlebenswichtig war. Sowohl bei den einheimischen Völkern Südamerikas als auch beim westafrikanischen Volk der Akan wurden spirituelle Oberhäupter oder Schamanen verehrt, die sich in einen Jaguar bzw. Leoparden verwandeln konnten. Als Menschen aus diesen Völkern zu Sklaven gemacht, verdrängt oder ausgebeutet wurden, war es die Kraft des Jaguars, die ihnen dabei half, zu überleben und sich den Unterdrückern zu widersetzen. Der Geist des Jaguars war überall dort präsent, wo sich Menschen gegen Sklaverei und Unterdrückung auflehnten: in Haiti, Jamaica, Britisch- und Französisch-Guyana, den USA und in Suriname, er hat also globale Bedeutung. Doch der Jaguar stand nicht nur für Kampfgeist.


Der Jaguar ist auch in eine Glaubenswelt eingebunden, in der sich der Mensch nicht über die Natur stellt, sondern seine Fähigkeiten im Einklang mit seiner Umgebung entfaltet. So beginnt der Autor im Laufe seiner Erkundungen immer besser zu verstehen, wie es den Vorfahren seines Vaters gelungen ist, Sklaverei und Ausbeutung in der ehemaligen holländischen Kolonie Suriname zu überleben: Der Geist des Jaguars hatte alle möglichen Formen angenommen, um ihnen beizustehen. Er zeigte sich in der Schönheit und Poesie der Natur, in Tanzrhythmen, Musik und Gesang. Und er lebt auch heute fort: etwa in den Rhythmen des Jazz, Hip-Hop, Salsa und Merengue, in den Videoclips von Beyoncé, aber auch ganz einfach in allen, die begriffen haben, dass sie ein Teil ihrer Vorfahren und ihrer Umwelt sind.


Jaguarman ist ein Abenteuerroman und eine Gottesanbetung. Eine Einführung in die Geschichte des Landes Suriname aus der Perspektive seiner Überlebenden. Die persönliche Erzählung eines Sohnes, der sich auf die Suche nach seinen außereuropäischen Wurzeln begibt. Und vor allem ein ermutigender Aufruf, unsere Rolle auf Erden neu zu überdenken.